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Veröffentlicht: 05/08/2025

Trumps massiver Zoll von 39 % auf Schweizer Waren

Die Ankündigung der US-Zölle auf Schweizer Produkte sorgte für grossen Schock und macht es sehr schwer, einen vernünftigen Zollsatz auszuhandeln. Zusätzlich könnte die Schweiz vor noch grösseren Problemen stehen, wenn Sektorenzölle auf Pharma-Produkte eingeführt werden. Das wird das Wirtschaftswachstum in der Schweiz bremsen, vor allem weil die Schweiz gegenüber EU-Ländern und Grossbritannien benachteiligt ist.

Trotzdem hält die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre gedämpfte Prognose für das BIP-Wachstum bei 1,3% für 2025 und 0,9% für 2026 aufrecht. Weitere Senkungen sind vorerst nicht nötig, ausser es kommen noch negative Entwicklungen wie neue Pharma-Zölle dazu. Die Zölle beeinflussen auch die Geldpolitik: Experten von Raiffeisen warnen, dass die SNB den Leitzins (derzeit bei 0,0%) wieder ins Negative senken könnte, falls sich der Ausblick verschlechtert, Deflationsrisiken steigen oder der Franken stark aufwertet.

Die SNB kann wegen des Handelsstreits mit den USA auch weniger beim Devisenmarkt eingreifen, da solche Aktionen Washington auf die Palme bringen könnten. Insgesamt steigt die Wahrscheinlichkeit, dass negative Zinsen in der Schweiz wieder eingeführt werden.

Warum ein 39% Zoll?

Die USA importieren deutlich mehr Waren aus der Schweiz als umgekehrt, was zu einem grossen Handelsüberschuss der Schweiz mit den USA führt – das ist der Hauptgrund für den neuen Zoll.

Der hohe Zoll soll Handelsungleichgewichte beheben und die Wettbewerbsfähigkeit der US-Hersteller stärken. Die plötzliche und heftige Massnahme hat die Schweizer Regierung und Wirtschaft kalt erwischt, weshalb jetzt auf Hochtouren verhandelt wird, um den Zoll abzuschwächen oder ganz zu verhindern.

Und in der Pharma-Branche?

Die Pharma-Riesen Novartis und Roche stehen vor unsicheren Zeiten. Einige Pharma-Produkte könnten zwar von den Gegenzöllen ausgenommen sein, aber die Spannungen könnten Lieferketten stören, Kosten erhöhen und den Preisdruck auf Medikamente in den USA verstärken.

Top-Exporte aus der Schweiz in die USA sind Blockbuster-Medikamente und Biologika wie Entresto von Novartis (Herzinsuffizienz) sowie Avastin (Krebs) und Hemlibra (Hämophilie) von Roche, zusammen gemacht mehr als 15 Milliarden US-Dollar Export pro Jahr. Zudem machen Impfstoffe und blutbezogene Produkte etwa 20 Milliarden US-Dollar aus. Diese hochwertigen Medikamente sind das Rückgrat des pharmazeutischen Handels mit den USA.

novartis export

Was ist mit Kaffeekapseln?

Schweizer Lebensmittelhersteller wie Nestlé werden den Zoll spüren, besonders bei Schweizer Nespresso-Kapseln, die in den USA verkauft werden. Nestlé-Manager sagen, dass die meisten Produkte für den US-Markt lokal produziert werden, aber die Schweizer Nespresso-Kapseln direkt vom Zoll betroffen sind. Preissteigerungen werden geprüft, was die Nachfrage drücken oder Nestlé dazu bringen könnte, Teile der Produktion näher an die USA zu verlagern.

Und die Technologiebranche?

Neben Uhren, Pharma und Lebensmitteln stehen auch Präzisionsinstrumente, Medizintechnik und Elektronik vor großen Herausforderungen. Firmen wie Victorinox und Logitech müssen sich auf höhere Kosten und mögliche Störungen in der Lieferkette einstellen, was Jobs und Innovation gefährden könnte.

Die meist exportierten Schweizer Medizintechnikprodukte in die USA stammen vor allem aus Diagnostik und Laborbedarf – etwa hochentwickelte Testgeräte, die in klinischen Laboren genutzt werden. Dieser Bereich ist der grösste Teil des Medizintechnik-Sektors, der 2023 Einnahmen von 23,4 Milliarden CHF verzeichnete und in den letzten Jahren stetig wuchs.

Verhandlungen und Eile

Die Schweizer Führung arbeitet fieberhaft daran, ein „attraktiveres“ Handelsangebot vorzulegen, um die Zolllast abzumildern oder ganz aufzuheben. Gleichzeitig werden Unterstützungsmassnahmen für betroffene Firmen und Mitarbeiter geprüft, um wirtschaftliche Schäden zu begrenzen.

Der 39% Zoll von Trump markiert einen Wendepunkt in den Handelsbeziehungen zwischen Schweiz und USA mit weitreichenden Folgen für Export, Wettbewerbsfähigkeit und Diplomatie. Die nächsten Wochen sind entscheidend für die Zukunft der Schweizer Industrie auf dem größten Konsumentenmarkt der Welt.

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Aurelio Image CEO

Aurelio

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