Alternative Investments: So funktionieren Kunstauktionen
Kunst begeistert nicht nur Sammler, sondern gewinnt auch als Investment an Bedeutung. Werke renommierter Künstler erzielen auf Auktionen oft hohe Preise und können ihren Besitzern beachtliche Renditen bringen.
Doch der Kunstmarkt ist komplex und nicht immer leicht zu durchschauen. Wer investieren möchte, sollte verstehen, wie Auktionen ablaufen, welche Kosten anfallen und warum der Einstiegspreis entscheidend ist.
Dieser Artikel geschrieben von Alex Bleck von Northern Finance gibt einen Überblick über den Auktionsprozess, erklärt zentrale Begriffe wie den „Hammerpreis“ und zeigt, welche Faktoren den Wert eines Kunstwerks beeinflussen. Anhand eines konkreten Beispiels wird veranschaulicht, wie sich Kunstpreise entwickeln und welche Strategien für einen erfolgreichen Verkauf wichtig sind.
Alternative Investments und Kunst als Wertanlage
Kunst kann ein wertvoller Bestandteil eines Anlageportfolios sein, da sie sich anders als Aktien oder Immobilien weitgehend unabhängig von den Schwankungen der Finanzmärkte entwickelt. Ein gutes Beispiel ist die Finanzkrise von 2008, in der viele traditionelle Investments stark an Wert verloren, während der Kunstmarkt vergleichsweise stabil blieb.
Allerdings gibt es keine festen Bewertungsmodelle wie bei Unternehmensaktien. Der Wert eines Kunstwerks wird von mehreren Faktoren bestimmt. Entscheidend ist der Künstler selbst: Werke von etablierten Namen wie Picasso oder Banksy erzielen fast immer hohe Preise, während unbekannte Künstler mit einem höheren Risiko verbunden sind.
Auch die Provenienz und Seltenheit spielen eine große Rolle – Kunstwerke mit belegbarer Herkunft und wenigen verfügbaren Exemplaren sind oft wertvoller. Zudem beeinflussen Markttrends die Nachfrage. Während digitale Kunst mit NFTs 2021 einen Hype erlebte, verlor klassische Malerei zeitweise an Relevanz.
Wer investieren möchte, sollte daher nicht nur den aktuellen Marktwert betrachten, sondern auch prüfen, ob ein Künstler oder Stil langfristig gefragt bleibt.
Wie funktionieren Kunstauktionen?
Eine Kunstauktion beginnt lange vor dem eigentlichen Verkauf. Zunächst reicht der Besitzer das Werk bei einem Auktionshaus wie Sotheby’s oder Christie’s ein, wo Experten Echtheit, Zustand und Herkunft prüfen.
Danach folgt die Katalogisierung: Das Kunstwerk wird professionell fotografiert und mit einer detaillierten Beschreibung im Auktionskatalog gelistet. Dabei legt das Auktionshaus eine Schätzspanne fest, die sich an früheren Verkaufsergebnissen ähnlicher Werke orientiert.
Während der Auktion startet der Bietprozess mit einem Mindestgebot. Interessenten überbieten sich, bis das höchste Gebot erreicht ist – der sogenannte Hammerpreis. Ein Beispiel zeigt, wie unterschiedlich Auktionen verlaufen können: 2019 wurde ein Gemälde von Banksy mit einer Schätzung von 60.000 bis 80.000 Pfund angeboten. Die Nachfrage war so hoch, dass es schließlich für über eine Million Pfund zugeschlagen wurde.
Auktionen gibt es in verschiedenen Formen. Klassische Präsenzauktionen bieten Prestige und direkten Wettbewerb, sind aber nur für Anwesende zugänglich. Online-Auktionen ermöglichen eine weltweite Teilnahme, haben jedoch weniger emotionale Dynamik. Privatverkäufe laufen diskret ab und richten sich gezielt an ausgewählte Käufer, bieten aber keinen offenen Preiskampf.
Die Wahl der richtigen Auktionsform kann den Verkaufserfolg erheblich beeinflussen und hat verschiedene Vor- und Nachteile:
Auktionsart |
Vorteile |
Nachteile |
Präsenzauktionen |
Besondere Atmosphäre, Prestige, direkter Wettbewerb |
Teilnahme nur vor Ort möglich |
Online-Auktionen |
Weltweite Bieter, flexible Teilnahme |
Weniger emotionale Dynamik |
Privatverkäufe |
Diskret, gezielte Käufersuche |
Kein offener Preiskampf, längere Verkaufszeit |
Vom Hammerpreis zum tatsächlichen Kaufpreis
Viele gehen davon aus, dass der Hammerpreis dem endgültigen Kaufpreis entspricht, doch das ist ein Irrtum. Neben dem Zuschlagspreis fallen weitere Gebühren an, die den tatsächlichen Preis oft erheblich erhöhen. Dazu gehören die Käufergebühr, die je nach Auktionshaus zwischen 20 und 30 Prozent des Hammerpreises liegt, sowie Steuern, Versicherungs- und Transportkosten.
Ein Beispiel verdeutlicht diesen Unterschied: Ein Werk aus der Serie Visions Blossom wurde 2025 für 140.000 USD zugeschlagen, doch der Endpreis war am Ende 183.000 USD:
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Hammerpreis: 140.000 USD
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Käufergebühr (25 %): +35.000 USD
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Steuern & Transport: +8.000 USD
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Endpreis: 183.000 USD
Durch die Käufergebühr von 25 Prozent kamen weitere 35.000 USD hinzu, dazu noch 8.000 USD für Steuern und Transport. Der endgültige Kaufpreis lag somit bei 183.000 USD – ganze 43.000 USD über dem ursprünglichen Hammerpreis. Wer in Kunst investiert, sollte diese zusätzlichen Kosten immer mit einkalkulieren, um den tatsächlichen Wert einer Investition richtig einzuschätzen.
Exits und Renditen im Kunstmarkt
Der Erfolg einer Kunstinvestition steht und fällt mit dem richtigen Einstiegspreis. Wer ein Werk unter Marktwert kauft, hat bessere Chancen auf eine hohe Rendite. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt zum Verkauf?
Ein Beispiel zeigt, wie wichtig strategisches Timing ist:
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2024 wurde ein Werk aus der Serie Visions Blossom für 110.000 USD von Splint Invest erworben.
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2025 wurde ein gleich großes Werk derselben Serie für 163.000 USD versteigert.
Diese Wertsteigerung zeigt, dass Marktzyklen eine große Rolle spielen. In Phasen hoher Nachfrage steigen Preise oft stark an, während in Krisenzeiten Verkäufe schwieriger werden. Wer regelmäßig Auktionsergebnisse analysiert und den Markt beobachtet, kann den optimalen Verkaufszeitpunkt besser einschätzen.
Risiken und Chancen bei Kunstauktionen
Kunst kann eine lukrative Investition sein, bringt aber auch Risiken mit sich. Wer in Kunstwerke investiert, sollte sowohl die möglichen Wertsteigerungen als auch die Unsicherheiten des Marktes berücksichtigen.
Risiken: Marktvolatilität und Echtheitsprobleme
Die Preise für Kunstwerke sind nicht garantiert. Werke, die heute gefragt sind, können in wenigen Jahren an Wert verlieren, insbesondere wenn sich Trends ändern oder der Markt stagniert.
Zudem besteht das Risiko, auf Fälschungen oder unklare Provenienzen zu stoßen. Fehlen glaubwürdige Herkunftsnachweise, kann es schwierig werden, ein Werk weiterzuverkaufen oder eine angemessene Wertsteigerung zu erzielen.
Chancen: Wertbeständigkeit und kultureller Genuss
Kunst gilt als Sachwert und kann besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten als Inflationsschutz dienen. Hochwertige Werke etablierter Künstler behalten oft ihren Wert oder steigen langfristig im Preis.
Neben der finanziellen Rendite bietet Kunst aber auch einen emotionalen Mehrwert. Anders als klassische Investments kann ein Kunstwerk aktiv genutzt, ausgestellt und genossen werden.
Praktischer Tipp: Risiken minimieren
Um das Risiko zu verringern, sollte man sich nicht nur auf bekannte Namen verlassen, sondern gezielt Werke mit belegbarer Provenienz und stabiler Nachfrage auswählen. Auktionshäuser mit gutem Ruf bieten oft detaillierte Zertifikate und Echtheitsprüfungen an, die beim späteren Verkauf einen entscheidenden Vorteil bringen.
Wer sich gut informiert und den Markt genau beobachtet, kann Kunst nicht nur als sichere Wertanlage nutzen, sondern auch langfristig von steigenden Preisen profitieren.
Fazit
Kunstauktionen bieten eine spannende Möglichkeit, in alternative Assets zu investieren. Allerdings erfordert der Kunstmarkt fundierte Kenntnisse, um Risiken zu minimieren und attraktive Renditen zu erzielen. Entscheidend sind der richtige Einstiegspreis, ein gutes Gespür für Marktzyklen und eine sorgfältige Auswahl der Werke.
Transparenz und Marktanalysen spielen dabei eine zentrale Rolle. Wer regelmäßig Auktionsergebnisse verfolgt, Expertenmeinungen einholt und sich intensiv mit aktuellen Trends beschäftigt, kann Chancen gezielt nutzen und Fehlinvestitionen vermeiden. Mit einer durchdachten Strategie lässt sich Kunst nicht nur als kultureller Wert genießen, sondern auch als nachhaltige Investition in einem dynamischen Markt etablieren.